Hier mal ein paar meiner Erfahrungen mit Outdoorschuhwerk.
Über viele Jahre habe ich den Meidl Borneo als Allrounder bei Spaziergängen, Wanderungen und im Forsteinsatz getragen. Obwohl das ein recht zünftiges Kräftiges Modell ist hat er nie Gefühle von zu viel Gewicht oder klobigkeit aufkommen lassen. Ordentlich gewachst ist der Stiefel weitestgehend wasserdicht, wobei er durch den recht niedrigen Rand nicht unbedingt für Schlammschlachten prädestiniert ist. Ich bin doch einigermaßen fasziniert was der alles mitgemacht hat und wieviele ander Stiefel der überlebt hat. Einziges MAnko bleibt die etwas zu geringe Sachfthöhe.
Nachdem meine treuen Meindl Borneo ausgemustert wurden habe ich sie durch Lowa Patrol Boots mit reinem Cambrellefutter ersetzt. Der Stiefel ist das Goretex freie Pendant zum Lowa Mountain Boot. Vorläufiges Fazit nach einigen Monaten Benutzung: grandioser Stiefel! Das Futter trocknet wirklich deutlich schneller als bei Gore und Leder, das Fussklima ist sehr gut und neigt nicht so sehr zum Überhitzen, gute Passform, robustes Futter, hoch genug für tiefere Pfützen & Kleine Bäche, ordentlich gewachst ist der Stiefel auch absolut wasserdicht. Einziges Manko, man bekommt ihn nur in GB bei RVOps, selbst Lowa Deutschland kann die nicht als Sonderbestellung beschaffen. Mein neuer Favorit in Sachen Allround Berg- & Wildnisschlappen!
Wenn es richtig schlimm nass wird, dann kommen die Lundhags zum Einsatz! Das sind sozusagen meine Schlammspringer. Leicht, sehr hoch & dicht - in meinen Augen die optimalen Nordlandstiefel, ich bin mit denen schon viele Hundert Kilometer gelaufen. 2009 waren sie zur Rundumerneuerung in Järpen, das war zwar nicht ganz billig, aber dafür sind se wie neu. Ich hab die Vorvorgänger vom Scout, bei denen ist ein bissel schade, dass sie nicht so viel Knöchelhalt bieten, aber dafür gibt es ja auch andere Modelle. Wo Licht ist, ist auch Schatten: die Teile sind richtig teuer, aber in Skandinavien kann man ab und zu ein Schnäppchen landen. Qualität und Service haben leider etwas nachgelassen seitdem die Firma von nem internationalen Sportmulti um den Fjällräven Besitzer Ake Nordin (dem gehört auch Primus, Tierra, Brunton, Hanwag, Naturkompaniet, etc.) aufgekauft wurde.
Ein günstiger Waldstiefel, der etwas gepimpt garnicht zu verachten ist ist der neuste Kampfstiefel der BW. Irgendwie haben sie jetzt endlich den Sprung geschafft einen echten Schuh einzuführen. Der Komfortgewinn im Verhältnis zum Vorgänger ist phänomenal. Hergestellt werden die Dinger vor allem von Haix, aber auch von Baltes und wenn man sich den Stiefel so anschaut, dann find ich sieht man auch sehr deutlich, dass Haix da beim Design auch seine Finger im Spiel hatte... Die Lebensdauer des Stiefels ist auf den ehemaligen Grundwehrdienst ausgelegt und das merkt man auch: Nach 1,5 Jahren löste sich bei mir die Sohle und das Innenfutter am Hacken war durch. Nichtsdestotrotz eine gute und günstige Alternative.
Wenn es viel nässer und kälter wird trage ich beim Arbeiten draußen Muck Boot Tay Sport. Das sind in meinen Augen die besten Gummistiefel der welt. Sie haben ihre Begrenzungen weil es eben nunmal Neoprenstiefel sind, aber verglichen mit dem Rest sind sie tausendmal bequemer (bei den passenden Temperaturen >5°C sind zu warm!!!) und durch ein spezielles Innenfutter sind sie vom Schwitzgefühl her nicht so schlimm wie ander Gummistiefel. Die sind nicht so sehr für den Tourgebrauch, aber im Kanu und im Arbeitsalltag unschlagbar!
Für die ganz Große Kälte hab ich noch zwei Paar Armee Mukluks, den Acton Chimo. Auch dieser ist Stiefel ist ein dezentral Beschaffter BW Ausrüstungsgegenstand und dadurch gelegentlich günstig auf dem deutschen Markt zu finden. Ich hatte damals das Glück sie für 15€ zu bekommen, bei enem Neupreis von 240 kanad. Dollar, also quasi ein Oberschnäppchen! Nichtsdestotrotz hat er sich inzwoschen gut bewährt.
Ein Paar in Größe 45 wiegt etwa 3 kg, ich trage sonst Meindl in UK 10 bis 10,5 und Größe 45 passt mit zwei Paar Socken gut. Ausserhalb des Innenschuhs ist noch etwas Platz für ne Extraisolationsschicht.
Lieferumfang: Wollfilzeinlagen (1,5 cm dick, etspricht etwa 4-5 normalen!!!), Gittereinlagen (vergleichbar mit denen von der BW, nur dicker und besser), gebrauchte zweilagige Wollfilzinnenschuhe, Schnürsenkel und gebrauchte oder neue Aussenschuhe dabei. Produktionsjahr ist meist 1996, hergestellt in Canada. Das Gummi zeigt bei mir (4 Paar) noch keine Alterungserscheinungen. Der Aussenstiefel ist bis Knöchelhöhe innen wasserdicht beschichtetet. Da der Stiefel aber für Temperaturen ausgelegt ist wo Wasser praktisch garnicht vorkommt ist das egal. Zunächst wirken die Stiefel für den angegebenen Temperaturbereich, aber sie funktionieren etwas anders, eben wie traditionelles Schuhwerk aus dem Norden: durch Bewegung der Füße. Beim laufen werden die selbst bei niedrigen Temperaturen ab und zu mal zu warm. Für den Preis und auch sonst find ich sie den Klassischen Sorel und Kamik Stiefeln, sowie den ganzen Wintergummistiefeln überlegen. Wenn man günstig drankommt eine absolute Kaufempfehlung.
Und nun noch ein Paar allgemeine Tips:
Was ich grundsätzlich mit allen neuen Schuhen mache ist mir erstmal Schnürsenkel gegen Paracord austauschen und vernünftige neue Einlagen zu besorgen: Entweder Sunbed Cork oder Sunbed Sports, die sind günstig und gut. Gerade mit schwerem Rucksack entlasten die ganz gut und schützen vor Überlastungsproblemen...
Was den ganzen Trara um die Trocknungszeiten durch das Futtermaterial von Stiefeln angeht, da hab ich mal was ausprobiert:
Ein Paar Gorestiefel und ein Paar reine Lederstiefel wurden mit Wasser befüllt, eine Stunde stehen gelassen, dann entleert und bei normaler Raumtemperatur zum Trocknen aufgestellt. Der Lederstiefel brauchte 2,5 Tage und der Gorestiefel 3,5 Tage bis alles wieder trocken war. Was sagt uns das? Gore ist nicht schneller trocken, das ist alles nur Marketing blabla. Vor allem sagt uns das aber, dass man einen vollkommen durchnässten Stiefel unter schlechten Bedingungen einfach mal garnicht trocken bekommt - egal ob Gore oder nicht. Und so nasse Stiefel hatte ich draußen schon öfter...
Ich bin nach vielen Enttäuschungen ohnehin kein Goretex Freund mehr. Das Material ist toll bei Klamotten, aber absolut ungeeignet bei Schuhen. Das Fußklima ist grottig, die Vorteile existieren nur auf dem Papier und nach rund 400km im Busch ist die Membran sowieso platt. Ich hatte 5 Paar und alle sind nach ziemlich genau 400km platt gewesen, egal ob Meindl, Hanwag, Merell, Lowa,... 400km sind nicht viel, das läuft man, wenn man nen Monat auf Tour ist.
Falls jemand Fragen zu den Stiefeln hat, immer her damit. Und genauso freu ich mich über weitere fundierte Erfahrungsberichte!